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Ein neues Jahr, eine neue Welt der Gedanken

by René Hickersberger · 4 min read

Das neue Jahr steht vor der Tür und entfaltet sich wie ein unbeschriebenes Blatt. Die Neujahrsnacht, so trostlos, kalt und lärmig sie auch sein mag, bietet sich an, um einen Blick nach Innen zu werfen und zu reflektieren.

Das Erkennen der Wahrheit

Dort, in den Tiefen des Bewusstseins, finden wir mehr als nur flüchtige Scheinbilder. Wer sich hinreichend darauf einlässt, vermag eine tiefere Wahrheit zu entdecken. Sie ist die einzige Wahrheit, die wir kennen. Sie ist höchstpersönlich. Sie liegt dem eigenen Leben zugrunde. Sie ist das Ich in der dritten Person.

In einem solchen Moment offenbart sich die Freiheit in vollem Glanz. Das Ich präsentiert sich als aktiver Gestalter, nicht als passiver Beobachter. Denn wer glaubt, in der äußeren Welt eine objektive Realität zu erkennen, der irrt.1 Die einzige Welt, die als wahr zu erkennen ist, ist diejenige, die sich in unseren Gedanken präsentiert.

Die Welt ist meine Vorstellung.

— Arthur Schopenhauer,  Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Formbarkeit der Wahrheit

Eine logische Konsequenz ist, dass die Welt (auch über die Zeitachse hinweg) nicht unwandelbar ist. Sie ist formbar: ein jeder Gedanke kann sie auf den Kopf stellen. Möglicherweise ist sie auch elastisch: sie hat ein natürliches Bestreben zur Rückkehr zum Urzustand. Es ist aber genau diese Erkenntnis, die uns die Möglichkeit eröffnet, unsere Realität aktiv zu gestalten.

Wir alle neigen dazu, uns in der eigenen Gedankenwelt einzusperren. Da sie die einzige Manifestation unserer Wahrheit ist, kann sie so trügerisch sein, dass ein Ausbrechen nahezu unmöglich erscheint.2 Wer glaubt, zu etwas nicht fähig zu sein, der schränkt sich durch diese Überzeugung selbst ein. Es ist eine selbsterfüllende Prophezeihung der simpelsten Natur. Wer jedoch vom Weg fest überzeugt ist, den werden keine bremsenden Selbstzweifel davon abhalten, vorwärts zu schreiten.

Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht; Wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer Knecht.

— Johann Wolfgang von Goethe,  Zahme Xenien

Die Grenzen der Wahrheit

Doch wer lernt, seine eigenen Gedanken zu formen, der läuft auch Gefahr, der Wahrheit nicht näher zu kommen, sondern sich noch weiter von ihr zu entfernen – in eine realitätsferne Fantasiewelt einzutauchen, aus der es ebenso schwierig ist, wieder auszubrechen.

In solchen Fällen wurde ein gravierender Fehler begangen: Der Sinn wurde außer Augen gelassen.3 Auf Irrwegen gelangt man dann schnell auf schlechte Gedanken. Aber was ist der Sinn des Lebens? Diese Frage muss ein jeder für sich beantworten. Danach lässt sich aus der Antwort ein Gedankenmodell ableiten, welches zweifelsohne zur Erfüllung des Sinnes führen wird.

[…] jede Wirklichkeit, d.h. jede erfüllte Gegenwart, besteht aus zwei Hälften, dem Subjekt und dem Objekt, wiewohl in so notwendiger und enger Verbindung, wie Oxygen und Hydrogen im Wasser. Bei völlig gleicher objektiver Hälfte, aber verschiedener subjektiver, ist daher, so gut wie im umgekehrten Fall, die gegenwärtige Wirklichkeit eine ganz andere.

— Arthur Schopenhauer,  Aphorismen zur Lebensweisheit

Conclusio

Wir halten fest, dass die eigene Wahrnehmung dieser Welt die einzige persönliche Wahrheit ist, der wir uns sicher sein können. Gestalten wir sie so, dass sie uns auf dem richtigen Weg begleitet. Passen wir auf, den Bezug zur Realität nicht zu verlieren. Dann wird sie uns zum Erfolg führen.

Der Jahreswechsel mag zwar ein willkürliches Datum sein – schließlich feiern manche Kulturen Neujahr erst Monate später – nichtsdestotrotz eignet sich diese symbolische Nacht zur Reflexion und um einen Blick in die Zukunft zu wagen. Lasst uns das neue Jahr als Chance begreifen, unsere Gedanken bewusst zu lenken und mutig neue Wege zu beschreiten.

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.


  1. Ob es eine objektive Realität gibt, die gedanklich nur modellhaft und unpräzise abgebildet wird, oder nicht, spielt hier gar keine Rolle. Falls es eine objektive Realität gibt, können wir sie weder mit unseren Sinnen erkennen, noch mit unseren geistigen Fähigkeiten verarbeiten. ↩︎

  2. Um von der Abstraktion wieder auf den Boden der Tatsachen zu gelangen, empfehle ich, mehr über kognitiven Verzerrungen, die unser alltägliches Tun und Sein maßgeblich beeinflussen, zu lesen. Dieses Wissen hilft beim Verständnis der eigenen sowie der fremden Gedankenwelt, würde jedoch den Rahmen dieses Beitrags sprengen. ↩︎

  3. Ich spreche bewusst vom Sinn bzw. auch vom Weg, nicht jedoch von einem konkreten Ziel. Schließlich reist man nicht um anzukommen, sondern um zu reisen. Das bedeutet nicht, dass Zielsetzungen sinnlos sind – doch wenn es im Leben nur darum geht, Ziele zu erreichen, wird man sich nie zufrieden geben, da man unmittelbar nach dem Erreichen eines Ziels schon dem nächsten hinterherjagt. ↩︎

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